Endlich Frieden!

Lese ich heute die Zeitung oder schaue ich Fernsehnachrichten, so fühle ich mich in meine Kindheit zurück versetzt. Die bösen Russen schossen auf jeden, der nicht ihrer Meinung war und besetzten jedes Land, das nicht bis drei auf den Bäumen war. Arabische Länder führten Krieg mit- und gegeneinander, manchmal auch mit sich selbst. Und Israel kämpfte gegen die Palästinenser. Und umgekehrt. Hat sich in den letzten Jahren, ja Jahrzehnten nicht viel geändert.

Doch nicht deshalb fühlte ich mich in meine Kindheit zurückversetzt. Als Kind kam ich beim Spielen mit meinem etwas älteren Bruder (uns trennte etwas mehr als ein Jahr), das eine oder andere Mal ins Streiten. Nun ja, es war mehr als das eine oder andere Mal, es gab Phasen, wo wir am Sonntag zu streiten begannen (meist wegen einer Kleinigkeit, im Nachhinein betrachtet) und am folgenden Samstag noch nicht aufgehört hatten. Ein Streit gab den nächsten. War eine Unstimmigkeit zu Gunsten des einen halbwegs zufriedenstellend beigelegt, fing der andere an zu stänkern.

Und oft hören wir dann unseren Vater – einen damals noch gar nicht so alten, aber schon recht weisen Mann – von irgendwoher aus der Wohnung rufen: »Hört auf! Ich hau euch gleich mit de Köppe zusamm!« Es war ihm egal, wer angefangen hatte. Er wollte seine Ruhe und kein weiteres Blutvergießen.

»Ich hau euch gleich mit de Köppe zusamm!« – Wäre das nicht eine Lösung?, denke ich heute so ab und an für mich. Bei der nächsten UN-Versammlung steht Generalsekretär Ban Ki-Moon auf, geht um den großen, runden Tisch herum – vielleicht wie Robert DeNiro in dem Film »The Untouchables« – stellt sich hinter den gerade amtierenden Ministerpräsidenten der Ukraine Arsenij Jazenjuk und den prorussischen Separatistenführer (und sollte der nicht eingeladen sein, dann vielleicht Russlands Präsident Putin), klopft beiden kumpelhaft auf die Schulter, ergreift dann mit der linken Hand Putins Kopf, mit der rechten den Kopf Jazenjuks und haut beide einmal ordentlich zusammen, dass es auch die Delegierten in der hintersten Reihe noch gut hören können. Dazu sagt er so etwas wie: »Hört auf damit!« oder »Vertrags Euch!« Und wenn sie sich weigern, haut er sie einfach nochmal mit den Köpfen zusammen. Und nochmal und nochmal und nochmal. Solange, bis sie damit aufhören.

Vielleicht ließe sich ein offizielles Amt einrichten. Dem UN-Friedenskommissar stünde bei Verhandlungen mit Konfliktparteien immer der UN-Köpfezusammenhauer zur Seite, der mit seiner Arbeit beginnt, sollten die Verhandlungen mal ins Stocken geraten. Zum Beispiel in Israel. Bis dahin muss Herr Ban eben noch eigenhändig die Köpfe von Herrn Netanjahu und Herrn Abbas zusammenhauen. Man könnte die Aktion aber auch ausweiten. Wenn das Köpfezusammenhauen der Staatschefs und sonstige Anführer nichts bringt, wird eben die Bevölkerung mit den Köpfen zusammengehauen.

Dann fährt – beispielsweise – der Hohe Kommissar der Vereinten Nationen für Menschenrechte mit dem Hohen Kommissar der Vereinten Nationen fürs Köpfezusammenhauen nach – beispielsweise – Israel. Zusammen mit einer Mannschaft Blauhelmsoldaten – die UN-Headbangers UNHB. Dann stellen sich die Israelis in einer Reihe hintereinander auf, die Palästinenser ebenso, und dann wird immer ein Kopf aus der einen Reihe mit einem Kopf aus der anderen Reihe zusammengehauen. Bis Frieden ist.

Ich könnte mir gut vorstellen, selbst das Amt des UN-Köpfezusammenhauers zu übernehmen. Ich weiß, das ist ein gewagter Vorschlag, schließlich bin ich Deutscher, und hätten die Deutschen nicht die Juden verfolgt und getötet, wäre es vielleicht gar nicht nötig gewesen, Israel zu gründen und den Konflikt überhaupt zu verursachen.

Andererseits: Wer anderer als ich wäre dazu fähig, trage ich doch die Weisheit meines Vaters in mir. Und Ihr wollt doch meinen Vater nicht beleidigen. Oder? Herr Netanjahu? Herr Abbas, Sie vielleicht?

Ich bring auch meinen großen Bruder mit. Der hilft bestimmt gern.

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